Sonntag, 13. Januar 2013

BIOGRAFIE UNSERER ROLLE SCHREIBEN...

Panische Nutte

Ich bin die Tochter eines Briefträgers und der Sekretärin des Bürgermeisters des kleinen Dorfes, in dem ich geboren wurde. Bevor sich meine Eltern kennengelernt haben, arbeitete meine Mutter als Sängerin und Tänzerin in einem Swinglokal in der nächstgrößeren Stadt. Mein Vater war schon immer Briefträger. Die beiden lernten sich kennen als mein Vater in eben dem Swinglokal, in dem meine Mutter arbeitete, an einem Tisch saß. Er war sofort hin und weg und sah in seiner jugendlicher Tollkühnheit keine andere Möglichkeit ihre Aufmerksamkeit zu erregen, als auf dem Weg an der Bühne vorbei sich kurzerhand wie tot zu Boden fallen zu lassen und die Augen solange nicht zu öffnen, bis meine Mutter voller Sorge über ihm kniete und ihm schließlich küsste, um ihn wieder zu beleben. Diese Geschichte konnten mir aber leider nicht meine Eltern selbst erzählen, sonder meine vergeisterte Großtante musste die Aufgabe für sie Übernehmen, da meine Eltern als ich zwei Jahre alt war bei einem Fährenunglück ums Leben kamen.
Zusammen mit meinen zwei älteren Brüdern wuchs ich also bei meiner Großtante auf. Aber eigentlich hätte ich auch genauso gut alleine in dem großen Herrenhaus wohnen können. Meine Brüder waren mehr als sieben Jahre älter als ich, und wenn sie sich einmal Zeit für mich nahmen, dann um nachts an meine Bett zu schleichen, einen mit Wasser gefüllten Ballon vor mein Gesicht zu hängen und mir eine Nadel an der Stirn zu befestigen und mich dann ruckartig aufzuwecken. Meine Großtante verbrachte ihre alten Tage lieber mit den Alpacaschafen, die sie auf einer kleinen Wiese hinter dem Haus hielt. Den Großteil meines Daseins verbrachte ich damit, in der alten, hohen steingetäfelten Küche Rezepte aus uralten Kochbüchern nachzukochen.
Nach einigen Jahren machten sich meine zwei Brüder auf, um als Matrosen die Weltmeere zu bereisen und ein paar Erfahrungen zu sammeln. Als ich nun ganz alleine mit meiner Großtante zurückbleiben musste, fehlten mir sogar die nächtlichen Aktionen meiner Brüder. Nach einem halben Jahr erreichte uns ein Brief, in dem uns der jüngere Bruder mitteilte, er hätte in Somalia ein Frau kennengelernt und sich mit dieser verlobt. Um für die Frau, die übrigens die Tochter des Häuptlings war, den Brautpreis in Form von 14 Ziegen bezahlen zu können, würde er wohl noch ein halbes Jahr als Matrose arbeiten und dann nach Somalia ziehen. Nach zwei Monate brachen dann schließlich auch noch die regelmäßigen Briefsendungen meines größeren Bruders ab. Vier weitere Monate lebten meine Tante und ich in ständiger Ungewissheit, gegen Ende hatte ich es jedoch aufgegeben, je wieder eine Nachricht zu erhalten. Schlussendlich erfuhren wir in einem Brief meines jüngeren Bruders, dass mein anderer Bruder in Helsinki nach einem missglückten Banküberfall im Gefängnis saß.
Also lebte ich die zwei folgenden Jahre alleine bei meiner Tante, die zusehends menschenscheuer wurde und sich immer mehr in ihre Alpacaheerde flüchtete, an einigen Tagen schlief sie sogar zwischen ihren Tieren und eines morgens fand ich sie schließlich tot auf auf der Wiese zwischen den grasenden Schafen. Du diesem Zeitpunkt war ich 16.
Nach ihrem Tod verkaufte ich ihr Haus und das gesamte Hab und Gut, außer die Kochbücher. Mit dem so verdienten Geld machte ich mich auf in die Stadt, um eine kleines Restaurant zu eröffnen. Nach kurzer Anlaufzeit blieben schließlich die Kunden weg und die Zahlen rutschten immer weiter in den Keller, ich musste den Laden zu machen. Also schaute ich mich nach einer neuen Möglichkeit um, Geld zum Leben zu verdienen. Aber ich fand nichts. Tage und Monate vergingen.
Eines Abend wollte ich mir unten auf der Straße am Kiosk noch eine Tageszeitung kaufen, als plötzlich eine in die Jahre gekommene, blondierte Frau mit großen Brüsten neben mir stand. Sie musterte mich von oben bis unten und fragte, ob ich nicht als Kellnerin in ihrer Bar arbeiten wolle. Die großbusige Frau war mir von Anfang an sympathisch. Als ich die vermeintliche Bar zum ersten Mal betrat, wusste ich sofort, dass dies keine Bar war, sondern ein Puff. Aber ein sehr behaglicher Puff. Von diesem Tag an arbeitete ich in diesem Laden als Nutte und hatte dort neuen Lebenssinn gefunden. Die Leere die seit meiner Kindheit in mir herrschte war gefüllt durch Wärme, Geborgenheit. Die dickbusige Frau war wie eine Mutter für mich und die Freier gaben mir das Gefühl von Heimat und Wertschätzung.

Lena



Alte Frau



Ich bin eine 78 Jahre alte Frau und wohne in einer kleinen Wohnung in Paris im Quartier Latin. Geboren bin ich allerdings nicht in Frankreich sondern in der Schweiz. Meine Eltern hatten einen Bauernhof mit Milchkühen. Ich bin die älteste von 3 Kindern und lernte schon früh, was es heißt Verantwortung zu übernehmen und hart zu arbeiten. Meine Geschwister, die 3 und 5 Jahre jünger sind als ich, sind beide ausgewandert, mein Bruder nach Kanada, meine Schwester nach Neuseeland. Ich bin in Europa geblieben, merkte aber bald nach meinem Schulabschluss, dass ich mehr sehen wollte, als die Berge mit den ewig grünen Wiesen. So entschied ich mich nach Frankreich zu ziehen. Ich machte in Lyon eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Dort lebte ich aber nur 5 Jahre, denn als ich mit meiner besten Freundin, mit der ich in einer WG wohnte, Urlaub in Paris machte, ließ mich diese wunderbare Stadt nicht mehr los. Sobald ich dann mit der Ausbildung fertig war, machte ich mich mit meinem Hab und Gut auf den Weg in die Stadt der Liebe, denn obwohl ich immer mal wieder, mehr oder weniger ernste Beziehungen hatte, war der Richtige nie dabei gewesen. Ich hatte Glück, denn in Paris fand ich schnell eine recht günstige Wohnung und eine Arbeit als Kindergärtnerin. Ich verbrachte meine freie Zeit immer auf der Straße, in Cafés oder Museen, den mich interessierte das alltägliche Leben, dass so anders war wie in der im vergleichsweise kleinen Stadt Lyon. Als ich an einem Tag, der so anfing wie jeder andere, in meinem Lieblingscafé saß, hörte ich plötzlich eine neue Stimme, und als ich mich umdrehte sah ich einen Kellner, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Heute weiß ich nicht mehr, ob es Liebe auf den ersten Blick war, aber auf jeden Fall entwickelte sich schnell etwas besonderes was ich nie vergessen werde. An dem Tag war ich gerade beim Friseur gewesen, und wollte meine neue Frisur feiern, denn ich hatte nicht so viel Geld, dass ich mir oft einen Friseur leisten konnte. Ich bestellte mir also anstatt meines Wassers ein Glas Wein. Der neue Kellner beriet mich vorzüglich und der Wein, war wohl der beste meines Lebens. Ich kam mit ihm ins Gespräch und er erzählte mir in einem sehr holprigen Französisch, dass er erst vor kurzem aus London hierher gezogen war, weil ihn diese Stadt bei einer Reise sehr beeindruckt hatte. Ich kam von dem Tag an, fast jeden Tag in das Café und er erzählte mir jeden Tag ein Stückchen mehr, von seiner Kindheit, seinen Reisen und was er sonst noch alles erlebt hatte. Am 9. Mai, diesen Tag werde ich immer in Erinnerung behalten, fragte er mich das erste Mal ob ich Lust hatte mit ihm auszugehen. Ich willigte ein, und dies sollte der Schlüssel zu meinem Glück werden. Nach diesem Abend waren wir ein Paar und verbrachten so viel Zeit miteinander wie es uns neben unserer Arbeit möglich war. Nach ungefähr 3 Monaten suchten wir uns eine gemeinsame Wohnung und genau ein Jahr nach unserem ersten Treffen wurde ich schwanger. Meine erste Tochter, ich nannte sie Charlotte, war wie ein Engel der uns immer wieder an unsere glückliche Beziehung erinnerte. Heiraten wollten wir nie, wir waren zufrieden mit dem was wir hatten. Charlotte hatte eine schöne Kindheit und Jugend, sie machte einen guten Abschluss und zog mit ihrem langjährigen Freund zusammen. Sie studierte Medizin und arbeitet heute im Krankenhaus nicht weit entfernt von meiner kleinen Wohnung. Heute hat sie 3 Kinder und besucht mich regelmäßig. Meine große Liebe ist vor zwei Jahren verstorben. Er hatte schon seit seiner Kindheit Probleme mit seinem Herzen. Die Zeit kurz nach seinem Tod war für mich die schlimmste meines Lebens, doch ich zog mich nicht zurück, versuchte umso mehr mit meinen Freundinnen zu machen, ich bringe jeden Sonntag eine rote Rose zu seinem Grab. Ich werde ihn nie vergessen, denn der Platz in meinem Herzen wird immer ihm gehören. Und spätestens wenn auch mich nichts mehr auf der Erde hält, werde ich ihn wiedersehen.

Antonia


Eine Frau

Ich wurde in Paris geboren, ich wuchs mit meinen Eltern und mit meiner großen Schwester auf. Meine Eltern trennten sich als ich fünf Jahre alt war, von diesem Zeitpunkt an lebte ich mit meiner Mutter und meiner Schwester zusammen. Meine Mutter schleppte oft Männer mit nach Hause, und hatte nur wenig Zeit für mich. Meine Schwester war oft mit Freunden unterwegs.
Im Kindergarten hatte ich nicht viele Freunde und fühlte mich oft alleine. Zum Glück bekam ich von meiner Mutter einen Hund, der zu meinem besten Freund wurde. In der Schule viel es mir am Anfang schwer Freunde zu finden, schließlich freundete ich mich dann doch mit zwei Mitschülern an.
Mit 15 Jahren hatte ich meinen ersten Freund der mich allerdings nach zwei Monaten betrog. Danach entschied ich mich, mich erst einmal von Jungs fern zu halten. 
Nach der Schule studierte ich in London Fotografie, was mir sehr viel Spaß machte.
Ich fing an als Verkäuferin in einem Supermarkt zu jobben, um mein erstes Geld zu verdienen .
Als ich mit meinem Studium fertig war und genug Geld gespart hatte fing ich an zu reisen.
Während meiner Reise durch Europa lernte ich in Spanien einen Mann kennen, sein Name war Daniel. Ich verliebte mich ziemlich schnell in ihn, also beschloss ich meinen Aufenthalt in Spanien zu verlängern. Nach ein paar Wochen kamen wir zusammen und ich suchte mir einen Job in einem Fotogeschäft. Nach fünf Monaten zogen wir zusammen und er machte mir einen Heiratsantrag. Im nächsten Jahr heirateten wir und ich war, dass erste mal richtig glücklich in meinem Leben.
Zwei Jahre waren wir glücklich verheiratet, doch dann begannen wir uns oft zu streiten, es wurde immer schlimmer. Ein halbes Jahr später trennte er sich von mir. Ich war am Boden zerstört und zog wieder nach Frankreich.
Jetzt lebe ich alleine in einer kleinen Wohnung. Ich habe mir wieder einen Hund gekauft mit dem ich gerne meine Zeit verbringe.

Theresa


Zuccos Mutter


Ich wurde 1937 in Ravenna geboren.
Mein Vater musste 1939 als Soldat in den Krieg ziehen.
Meine Mutter war mit der Situation total überfordert mich alleine großzuziehen.
Sie fing bald damit an viel zu trinken.
Sie war oft betrunken, ungeduldig und fing an mich zu schlagen.
Mein Vater kam nicht oft nach Hause und wenn er mal da war, war er die meiste Zeit in seinem Zimmer und redete mit keinem.
Am 23 Mai 1944 bekamen wir die Nachricht, dass mein Vater im Krieg gefallen ist.
1955 zog ich von Zuhause aus.
Ich fing an in einem italienischem Restaurant als Kellnerin zu arbeiten.
1960 heiratete ich Diego Zucco, einen Touristenführer.
Zusammen zogen wir nach Mestre (Venedig).
1962 wurde ich schwanger und bekam einen Jungen zur Welt, denn wir Roberto Zucco tauften.
Roberto war ein liebes Kind, manchmal allerdings auch sehr anstrengend. Er ist z.b gerne durch die Stadt gelaufen, so dass man ihn anschließend Stunden lang suchen musste. Was wirklich sehr anstrengend war und mir meine ganze Energie nahm. Ich versuchte also ihn strenger zu bestrafen um ihn vor Dummheiten wie diesen zu bewahren.
1967 verlor mein Mann seinen Job und wir zogen nach Frankreich wo er als Touristenführer weiter arbeitete.
1969 kam mein Sohn in die Schule und schloss sie 1981 erfolgreich ab.
Er fing an zu studieren.
1986 brachte er meinen Mann um und wurde daraufhin verhaftet.


Theresa


Alte Dame


Ich kam als Spross einer armen Familie auf die Welt. Ich bin die älteste von sechs Kindern. Meine Eltern haben sich immer liebevoll um mich gekümmert, bis ich 15 Jahre alt war. Damals sind beide bei einer Reise ums Leben gekommen. Fortan musste ich mich um meine Geschwister kümmern. 

Ab und an hat mein Onkel vorbeigeschaut, da er aber weit weg wohnte, kam er nur alle paar Wochen. Nach einem Jahr hat das Jugendamt beschlossen meine Geschwister ins Kinderheim zu stecken. Nur ich durfte mit Chloé, meiner 14 jährigen Schwester, weiterhin zuhause wohnen. 

Mit 17 habe ich Lorenzo kennengelernt, einen sehr netten jungen Mann. Ich verliebte mich in ihn und wir heirateten bald. Er arbeitete als Hutmacher in einem kleinen Häuschen. Von seinem Einkommen konnten wir gut leben. Mit 23 wurde ich das erste mal schwanger, ich habe insgesamt drei Kinder, sie sind schon vor langer Zeit  in die Welt gezogen um Berufe zu erlernen und ihr eigenes Leben zu leben. Ich habe nie einen Beruf erlernt. Das war damals nicht üblich. Zu meiner Zeit haben die Frauen die Kinder erzogen und sich um den Haushalt gekümmert. Nach vielen Jahren glücklicher Ehe, im Alter von 70 Jahren, wurde mein Gemahl sehr krank und erlag einem baldigem Tode, was mich ziemlich aus der Bahn warf. 

10 Jahre sind seither vergangen, es brauchte ein bisschen bis ich wieder mit einem geregelten Tagesablauf anfing. Und nun sitze ich hier in einer ziemlich abenteuerlichen Situation für eine Frau meines Alters. Bestraft für meine Zerstreutheit und für die Gemächlichkeit meines Ganges und warte darauf, dass die normalen Lichter wieder angehen und dass die erste Metro wieder fährt.

Kerstin

Inspektorin

Geboren wurde ich am 15.07.1974 in Toulouse, einer Großstadt im Süden Frankreichs. Vater Feuerwehrmann, Mutter Bankangestellte. Beide arbeiteten ununterbrochen, um die Familie über Wasser zu halten. Mein Leben bis heute war eigentlich immer mehr oder weniger langweilig, dementsprechend gibt es auch nicht viele erzählenswerte Ereignisse. Ich ging zur Schule, machte mein Abitur und studierte anschließend, ein Jahr lang Kriminalistik was ich dann aber abbrach, um Inspektorin zu werden. Ich hatte immer schon wenig Freunde, war immer ein Einzelgänger und fühle mich aber bis heute wohl in dieser Rolle. Diejenigen Freunde die ich hatte, waren männlich. Mit Frauen kam ich nie wirklich zurecht, ich weiß nicht, woran das liegt ,aber ich denke ich habe einfach schon immer andere Interessen, als diese typischen Mädchen. Wenn mir langweilig war, ging ich nicht, wie die anderen in meinem Alter shoppen, ins Kino oder lackierte mir die Fingernägel, während ich kreischend und lachend über andere lästerte, das fand ich irgendwie schon immer oberflächlich und überheblich, sondern ich bevorzugte es, mich an meine geheimen Orte zurückzuziehen und auf Verbrecherjagd zu gehen, Detektiv zu spielen und nach versteckten Spuren zu suchen...ich habe mir damals sogar einen gefälschten Ausweis gebastelt, den ich bei jeder kleinsten Gelegenheit, sei es beim Einkaufen an der Kasse oder einfach so, ohne jeglichen Zusammenhang, stolz zückte. Allerdings waren diese Momente auch schon die Höhepunkte meiner Kindheit.. (deshalb wahrscheinlich auch die Berufswahl). Meine Eltern waren sehr einfach gestrickt, beide waren wie schon erwähnt, berufstätig und hatten nicht viel Zeit für mich, ich lernte also von klein auf, mich selbst zu beschäftigen und mit Einsamkeit umzugehen. Bis heute hat sich nicht viel verändert. Ich bin mit 20 Jahren von zuhause ausgezogen und wohne nun in einer kleinen 2-zimmerwohnung die sich im 4.Stock eines Hochhauses befindet. Ich habe keinen Lebensgefährten, was meiner Meinung nach auch vollkommen überbewertet wird, keine Kinder oder Haustiere. Ja, wohl wahr, für den einen oder anderen mag sich mein Leben eintönig und grau anhören, aber für mich ist das gerade recht so. Mein Beruf bietet mir die nötige Abwechslung und das reicht mir aber auch vollkommen an Aktion in meinem Alltag. Und falls ich doch einmal etwas aus meinem trostlosem Dasein ausbrechen will ,um meine ganz besonderen Phantasien auszuleben, dann habe ich da auch so meine Wege, falls ihr versteht was ich meine... aber darauf möchte ich momentan nicht näher eingehen. 


Simona



Roberto Zucco



Meine Mutter gebar mich in unserer Wohnung in einer Kleinstadt. Da ich nie Geschwister hatte, spielte ich als Kleinkind in unserem Innenhof mit unserem Hund Martin-Luther-King. Mein Vater hat sich nie viel um mich gekümmert. Als ich noch jung war, war er meistens arbeiten. Später wur­de er arbeitslos und ich sah ihn nur sehr selten. Wenn er mal nach Hause kam, dann nur um seinen Rausch auszuschlafen.
Meine Mutter ist Hausfrau und sie trifft sich oft mit ihren Freundinnen zum Kaffee trinken. In der Schule hatte ich bis zur 8. Klasse nur eine Freundin, Lea. Aber als wir im Sommer zum See liefen, wurde sie von einem betrunkenen Autofahrer überfahren, als sie Martin-Luther-King hinterher lief. Nach dem sie in meinen Armen starb, drehte ich dem Köter den Hals um. Monate später habe ich erfahren, dass der Autofahrer mein Vater war. Seitdem hatte ich mir geschworen kein Wort mehr mit ihm zu sprechen.
Ich hatte mich verändert. Ich wechselte Schule. Auch mein Körper veränderte sich. Ich hatte keine Pickel mehr und bekam plötzlich Muskeln. In der Schule liefen mir die Mädchen hinterher. Ich fand jedoch nie eine wie Lea. Nach der 10. Klasse brach ich die Schule ab und arbeitete in einer Drucke­rei an der Falzmaschine.
Nach einem heißen, anstrengenden Arbeitstag kam ich nachhause und meine Eltern hatten einen heftigen Streit. Als ich meiner Mutter zur Seite stand und meinen Schwur brach, fing mein Vater an auf mich einzuschlagen. Meine Mutter schrie mich an warum ich mich denn einmische. Das machte mich sehr wütend und ich warf ihn aus dem offenen Küchenfenster. Meine Mutter war immer noch fassungslos als die Polizei mich mitnahm.  

Dan


Hüne



Ich sitze in der Schule und schaue wie immer während des Unterrichts aus dem Fenster. Es läutet und ich verlasse das Schulhaus.Als ich außerhalb des Geländes bin, sehe ich wie drei besoffene Männer auf mich zukommen. Einer von ihnen schubst mich plötzlich, sodass ich stolpere, der andere holt zum Schlag aus und trifft mich mitten ins Gesicht. Ich stürze zu Boden, sofort springt der Dritte auf mich und schlägt mir immer wieder ins Gesicht. Nach ein paar Sekunden wird mir schwarz vor den Augen. Als ich wieder zu mir komme, liege ich in meinem Bett und habe starke Kopfschmerzen. Ich fasse mir an den Kopf und fühle einen nassen Verband. Beim Anblick meiner blutigen Hand wird mir sofort schwindelig und ich verliere wieder das Bewusstsein. Es ist abends als ich wieder zu mir komme. Ich stehe auf und gehe in die Küche zu meiner Mutter. Sie freut sich und sagt, dass sie mich in einem Boxenverein eingeschrieben hat, damit ich mich zukünftig besser wehren kann. Sobald es mir möglich ist gehe ich täglich ins Training. Ein Typ begrüßt mich und erklärt mir, dass er mein Trainer ist. In der Schule nimmt alles seinen gewohnten Gang und so vergehen einige Monate.Doch als ich eines Nachts vom Training nach Hause gehe, kommt mir in einer dunklen Seitenstraße ein Mann entgegen. Sofort erkenne ich ihn – es ist einer der besoffenen Männer, die mich zusammengeschlagen haben. Als er fast vor mir steht packen mich plötzlich zwei Männer von hinten und halten mich fest. Der, der mir gegenübersteht schlägt mir ins Gesicht. Ich spüre wie meine Nase bricht. Der nächste Schlag geht in den Bauch und ich bekomme keine Luft mehr, dann noch ein Schlag ins Gesicht. Ich sehe wie er ausholt und trete ihm mit aller Kraft in die Nieren. Er schreit auf und geht zu Boden. Ich spüre wie mein linker Arm losgelassen wird und hole mit meinem linken Ellbogen aus, der genau sein Gesicht trifft. Mit dem nächsten Schlag befreie ich mich aus der Umklammerung. Nach wenigen gezielten Schlägen liegen zwei von ihnen auf dem Boden und rühren sich nicht mehr. Der dritte zögert kurz, doch dann stürmt er auf mich los. Ich schlag ihm ein paarmal ins Gesicht, bis er schließlich auch zu Boden geht. Fröhlich gehe ich nach Hause. Die Jahre vergehen und ich arbeite als Türsteher und in anderen schlecht bezahlten Jobs. Abends wenn ich frei habe gehe ich gerne in Nachtlokale und trinke dort gemütlich ein Bier.

Julian



Elegante Dame


Ich bin 36 Jahre alt. Geboren bin ich in einer kleinen ruhigen Stadt in Frankreich. Meine Eltern hatten ein großes, altes, „schlossartiges“ Haus. Ich bin Einzelkind. Meine Mutter war eine berühmte Autorin, und schrieb entweder an einem ihrer Bücher oder war auf Reisen um ihre Bücher vorzustellen. Mein Vater kümmerte sich anfangs um mich, doch mit der Zeit wurde ich seiner Meinung nach zu schwierig, und er steckte mich in ein Mädcheninternat. Dorthin kam ich mit 12 Jahren und kam erst wieder nach Hause als ich mit 19 meinen Abschluss hatte. In der Zwischenzeit war meiner Mutter nicht mal aufgefallen, dass ich nicht Zuhause war, und mein Vater hatte eine Affäre mit der Nachbarin.
Außerdem war er der Meinung, jetzt wo ich fertig mit der Schule war, sei Zeit zu heiraten. Er hatte sich auch schon einen Schwiegersohn ausgesucht. Der Sohn unserer anderen Nachbarn. Er ist 6 Jahre älter als ich und studierte damals irgendetwas über Banken. Da ich auf einem Mädcheninternat war wo es weit und breit keine Jungs gab, und erst wieder Zuhause meinem Vater nicht widersprechen wollte willigte ich ein, und wollte diesen Jungen heiraten. 
Doch ich fragte mich langsam, ob dies jetzt alles in meinem Leben war, und ich bis zu meinem Tod so weiter leben würde. Mein Mann wurde im Laufe der Jahre zu einem Geizkragen und ich konnte nur entweder Yoga- oder Töpferkurs besuchen. Außerdem bekam ich nicht mehr so viel Geld, um meine schon ansehnliche Hutsammlung zu vergrößern (denn ich liebe Hüte!). 

Auf meiner Hochzeit einige Wochen später sah ich seit 7 Jahren meine Mutter wieder, und mein Vater tat so als sei immer alles noch beim Alten. Ich lebte von da an bei meinem Mann, und verbrachte meine Zeit damit sein vieles Geld auszugeben und Yoga- und Töpferkurse zu besuchen. Mit 22 wurde ich schwanger, und bekam meinen Sohn. Zu dieser Zeit waren wir eine richtig glückliche Familie.
Die einzige wirkliche Freude in dieser Zeit ist mein Sohn gewesen. Er war sehr schlau und ich versuche ja nicht die Fehler meiner Mutter nachzumachen und war immer für ihn da. Deswegen bin ich wohl anfangs eine überfürsorglichen Mutter gewesen. Inzwischen ist er 14 Jahre alt und eine richtige Sportskanone. Er ist in ungefähr jedem Verein hier in der Stadt. Weil er schon so groß ist, und ich ihn nur noch zu den verschiedenen Vereinen fahren soll, wird mein Leben immer langweiliger. Zurzeit geh ich einmal in der Woche in den Töpferkurs und ansonsten langweile ich mich. Ich würde vieles für ein spannendes Ereignis geben welches mein Leben verändert oder aufregend machen würde.

Sophia



Mutter des Mädchens


Ich befinde mich schon fast am Ende. Die Energie ist verbraucht. Alles ist verbraucht, die Träume vergessen. Einst hatte ich den Traum von einem wunderbaren Leben, voller Liebe und Zuversicht. In meiner Kindheit stellte ich mir das Leben wie eine große Blumenwiese vor. Voller bunter, duftender Blumen, von denen jede ein besonderes Erlebnis oder eine besondere Erfahrung war. Ich war der Schmetterling auf dieser Wiese, der von Blume zu Blume flog, bis er den rechten Platz für sich gefunden hatte. Doch diese Träume behielt ich nicht lange. Gezwungen durch die Armut meiner Eltern musste ich arbeiten und lernen, für mein Glück zu kämpfen.
Bald lernte ich meinen Mann kennen und mit ihm die Hoffnung von einem neuen, besseren Leben. Er war für mich ein Fels, an dem ich mich festhalten konnte. Dieses neue Leben meinte es seither gut mit mir und meiner Familie. Aber auch dieses scheinbare Glück verflog. Mein Mann und ich hatten uns bald kaum noch etwas zu sagen und als uns auch noch finanzielle Probleme heimsuchten, zerbröckelte der Fels rasend schnell. 
Jetzt zieht jeder Tag die gleiche schreckliche Normalität mit sich. Diese Routine, die mich immer weiter auffrisst und die mir bereits meinen Mann genommen hat. Immer wenn er seinen Arm gegen mich erhebt, schließe ich die Augen. Ich verschließe mich vor seinen Schlägen und vor der Enttäuschung, die der Blick aus seinen glasigen Augen auslöst. 

Das wahre Leben hat mich eingeholt. Es besteht nicht aus duftenden Blumen. Es ist lieblos und kalt. Meine Träume von einem Leben voller Freude und Glück wurden mir geraubt. Gemeinsam mit meiner Energie für sie zu kämpfen. Deshalb befinde ich mich am Ende.

Anna-Lena

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